Keno Goertz ha recensito Das andere Geschlecht di Simone de Beauvoir
Review of 'Das Andere Geschlecht' on 'Goodreads'
3 stelle
Simone de Beauvoir liefert in diesem Buch einige gute Erklärungen dazu, wie die Situation der Frau ihr das Leben schwer macht und oft als "natürlich" deklarierte Unterschiede zwischen den Geschlechtern eigentlich ihren Ursprung in dieser menschgemachten Situation finden. Überzeugend dargestellt ist die Erkenntnis, dass das Konzept Frau überhaupt erst entstanden ist, um eine vermeintlich unterlegene Gruppe zu konstruieren. Diese angebliche Unterlegenheit dient dann als Rechtfertigung für allerhand Ausbeutung. Beauvoirs Ausführungen hierzu halte ich zu großen Teilen für aktuell. Einige der Probleme, mit denen sich Frauen konfrontiert sehen, mögen mittlerweile in abgeschwächter Form auftreten, doch fast keines von ihnen ist vollständig verschwunden.
Leider besteht ein enormer Fokus darauf, Schwächen von Frauen anhand der Situation ihrer Unterdrückung zu erklären. 1949 mag das noch sinnvoll gewesen sein. Es scheint zumindest so, als sei Beauvoir so sehr von in der Unauthentizität lebenden Frauen umgeben gewesen, dass sie es für dringend nötig hielt, die Ursachen …
Simone de Beauvoir liefert in diesem Buch einige gute Erklärungen dazu, wie die Situation der Frau ihr das Leben schwer macht und oft als "natürlich" deklarierte Unterschiede zwischen den Geschlechtern eigentlich ihren Ursprung in dieser menschgemachten Situation finden. Überzeugend dargestellt ist die Erkenntnis, dass das Konzept Frau überhaupt erst entstanden ist, um eine vermeintlich unterlegene Gruppe zu konstruieren. Diese angebliche Unterlegenheit dient dann als Rechtfertigung für allerhand Ausbeutung. Beauvoirs Ausführungen hierzu halte ich zu großen Teilen für aktuell. Einige der Probleme, mit denen sich Frauen konfrontiert sehen, mögen mittlerweile in abgeschwächter Form auftreten, doch fast keines von ihnen ist vollständig verschwunden.
Leider besteht ein enormer Fokus darauf, Schwächen von Frauen anhand der Situation ihrer Unterdrückung zu erklären. 1949 mag das noch sinnvoll gewesen sein. Es scheint zumindest so, als sei Beauvoir so sehr von in der Unauthentizität lebenden Frauen umgeben gewesen, dass sie es für dringend nötig hielt, die Ursachen für deren Fehler und Schwächen darzulegen. Leider entsteht dadurch der Eindruck, Frauen seien, und sei es wegen des Patriarchats, den Männern auf fast allen Ebenen unterlegen.
Beauvoirs Ideen zu Homosexualität und Trans-Identitäten halte ich für falsch. Im Gegensatz zu ihren Überlegungen zur Frau (die in meinen Augen auf alle Frauen mehr oder weniger zutreffen können, während Beauvoir trotz ihres Verständnisses der Frau als gesellschaftliches Konstrukt nur cis-Frauen zu meinen scheint), stehen hier biologistische und pathologisierende Erklärungen im Fordergrund. Lesben werden angeblich Lesben, weil sie vom männlichen Geschlecht zu eingeschüchtert sind. Trans-Männer symbolisieren für sie eine unauthentische Flucht vor dem weiblichen Geschlecht. Beides mag in einigen Fällen zutreffen: in jedem Lebensbereich stößt man auf unauthentische Auswege, insbesondere wenn man mit einer so schwierigen Situation konfrontiert ist, wie es Frauen sind. Aber wenn man Das andere Geschlecht liest, bleibt der Eindruck, es sei unmöglich, authentisch lesbisch oder trans zu sein.